Künstler Konrad Henker
Die Radierungen Konrad Henkers sind stets mit existenziellen Erfahrungen des Künstlers verbunden. Um seine Motive zu finden, ist er mehrere Wochen im Hochgebirge unterwegs und wohnt in der Natur. Seine Druckplatten nimmt er in große Höhen mit, um sie vor dem Motiv zu bearbeiten: »Vor Ort in völlig autarker Lebensweise«, so Konrad Henker, »erstelle ich großformatige Kaltnadelradierungen auf Zinkmetall, die ich später im Atelier weiterbearbeiten kann. Letztlich entstehen in der Druckwerkstatt mit einer Tiefdruckpresse Abzüge auf Papier als bildnerische Ereignisse.« Bergmassive, schneebedeckte Gipfel, das Wechselspiel von hellen Schneeflächen und dunklen Felsen sind seine Bildthemen. Konrad Henker porträtiert die Berge regelrecht und zeigt ihr über Jahrtausende durch geologische Prozesse und Verwitterung geformtes Antlitz. »Jeder kleine Winkel des Berges hat Charakter und Eigenform, und die Eigenformen des Schnees sind ständig in Bewegung. Unüberschaubar große Räume von Tälern zu Felsflanken und Gipfeln, über denen die Luft in Spannung gerät, treiben mich immer von neuem zum künstlerischen Schaffen an.«Geboren und aufgewachsen in Weimar, studierte Konrad Henker von 1999 bis 2005 bei Elke Hopfe, Siegfried Klotz, Wolfram Hänsch und Ralf Kerbach an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Anschließend war er bis 2007 Meisterschüler bei Ralf Kerbach. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Eine ähnlich intensive Begeisterung für die Bergwelt besaßen Adolf Traugott v. Gersdorf und Karl Andreas v. Meyer zu Knonow im ausgehenden 18. Jahrhundert. Mit wissenschaftlichem Interesse bereisten sie die mitteleuropäischen Gebirge, machten sich Gedanken über ihre Entstehung und hielten ihr Aussehen in zahlreichen Zeichnungen fest. Ihre Skizzenbücher und Einzelzeichnungen werden heute im Graphischen Kabinett des Kulturhistorischen Museums der Görlitzer Sammlungen sowie in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften aufbewahrt. Im Sommer 1786 durchquerten Gersdorf und Meyer gemeinsam die Schweizer und französischen Alpen. Die dortigen Gipfel, die sie in zahlreichen Zeichnungen festhielten, galten zu dieser Zeit als unzugängliche, lebensfeindliche Orte. Dass sie aber vom Menschen bezwungen werden konnten, erlebten Gersdorf und Meyer, als sie am 8. August 1786 Augenzeugen der Erstbesteigung des Mont Blanc wurden – ein Schlüsselereignis des Zeitalters der Aufklärung.
Geboren und aufgewachsen in Niederrengersdorf bei Görlitz, erhielt Adolf Traugott v. Gersdorf bereits als Jugendlicher fundierten Zeichenunterricht durch den Dresdener Hofmaler Christian Benjamin Müller (1690–1758). Auch Karl Andreas v. Meyer zu Knonow, der in Schnellförtel in der Görlitzer Heide (heute polnisch Okrąglica) geboren wurde, erwarb bereits als Jugendlicher erste Kenntnisse in der Zeichenkunst. Diese verfeinerte er später unter Anleitung des Malers und Zeichners Christoph Nathe (1753–1806).